Es reizt mich in meiner Arbeit immer, auch Materialexperimente durchzuführen. Viele davon enden zeitnah an einem Punkt, der mich dann nicht mehr anspornt. Andere waren und sind fremdbestimmt und brachten daher einen Beigeschmack mit, der so nachhaltig war, dass ich mich bisher immer entschied, beim Holz als Grundmaterial zu bleiben. Im Jahr 2013 fehlte mir in meinem Schaffen von Holzskulpturen zunehmend etwas. So, dass meine Experimente zu diesem Zeitpunkt offener wurden und ich mich zunehmend anderen Materialien zugewendet habe.
Da ich, sehr grob gesagt, vom vollen Stamm zunehmend auf Balken gekommen war, besorgte ich mir ein paar Platten und versuchte das ein oder andere aus. Etwas Zeit verging, meine Materialien wurden knapper und die Zeit, die ich mir nehmen konnte um meine Experimente zu machen, auch. In Ermangelung an geeigneten Materialien suchte ich zunächst auf dem Sperrmüll und bediente mich dort sämtlicher Rückwände und anderer Platten aus alten Möbeln.
Über das Kalken und partielle Anbrennen meiner Skulpturen entstanden erste Kontraste in meinen Arbeiten, die über die Maserung und Farbigkeit des Holzes hinaus gingen. Des Weiteren begann ich mit natürlichen Mitteln, wie Erde oder Sand, zusätzliche Töne zu erzeugen. Das war alles ganz nett und notwendig, jedoch war es lediglich ein Entwicklungsschritt zur Entstehung der Schichtschnitte. Einige der eingesammelten Platten waren lackiert, werksmäßig oder eben später vom jeweiligen Besitzer. Ein Exemplar hatte einen so fürchterlich urin-gelben Ton als Oberfläche, dass ich diese übermalte – in strahlendem weiß. Ich schnitt also, damals noch mit der Kettensäge, eine Art Relief in diese Platte. Das unansehnliche gelb hob sich jedoch zu wenig von der dahinterliegenden Holzfarbe ab, so dass ich mich fürs erneute Übermalen entschied. Beim Hineinschneiden in die Platte setzte die unterschiedliche Beschaffenheit des Materials ein Ergebnis frei, welches die allerersten Schichtschnitte überhaupt waren.
Anfänglich verarbeitete ich Motiv-Studien und ähnliche „Platzhalter“. Über den Prozess des Farbauftrags für die erste Ausstellung der Schichtschnitte wurde mir dann klar, wie ich diese inhaltlich gestalten wollte. Über mehrere Monate Farben auf Platten aufzutragen, hinterließ klare Spuren der Umwelt und meiner selbst darauf. Dieses Thema griff ich auf und bediente mich an meinen Skizzen aus einer schlaflosen Phase meines Lebens: Nach einigen durchwachten Nächten und Tagen zwang mich mein Körper zu sehr kurzem Schlaf mit intensiven Träumen. Die Vehemenz mit der ich träumte, war so durchdringend, dass ich direkt nach dem Hochschrecken skizzierte, was ich im Traum sah. So entstanden einige Skizzen, die ich aufgriff, vergrößerte und in die traumgleichen, vielschichtigen Ebenen hineinschnitt.
Zusammengefasst befinden sich Schichtschnitte im Spannungsfeld zwischen Bildhauerei und Malerei bzw. Graphik und Relief.