Die Umsetzung der einzelnen Schritte zu einer Skulptur ist sehr lang. Es gibt kein festes Muster – welches furchtbar greifbar wäre. Die Auseinandersetzung und die Umsetzung sind häufig eng miteinander verstrickt. Es gibt Phasen der Projekte und/oder Ausstellungsvorbereitungen, die scheinbar ewig dauern. Es bedarf einer Mentalität zur Selbstmotivation. Mir eine Technik zu erschließen ist eine Sache. Eine Technik zu erfinden, eine andere. Zu begreifen, dass es eine einzigartige Kunstform ist, eine dritte.
Es gibt also Phasen, in denen ganz viel passiert – was ich zeigen kann. Dann wieder sind etliche Zeitfenster gefüllt mit Entwicklung. Bildende Kunst ist wie das Pflanzen von Blumenzwiebeln. Es gibt eine Menge zu tun, bevor etwas zum Vorschein kommt. Dies gilt nicht nur für außen, sondern in der Kunst auch für mich selbst. Es gibt auch weiterhin sehr viel zu tun, wenn ich die ersten zarten Knospen erkennen kann. Und – was während dessen nicht alles Einfluss auf die Blüte hat. Beziehungsweise was alles dafür sorgen mag, dass es keine Blüte gibt. Egal wie sorgfältig und großartig ich es angehe, es gibt gewisse Prozesse, die ich kaum zu beeinflussen vermag. Die Kunst braucht in mir Zeit zum erwachsen. Wie auch Blüten erst nach Ablauf gewisser Prozesse, viel Pflege, Energie und Zeit – blühen werden.
Zu sagen, wie lange dies schon reift oder das schon gärt, ist etwas, das ich offenkundig sehr häufig gefragt werde. Eine Antwort, die häufig nicht ernst genommen wird, ist: „Mein ganzes Leben“. Wenn ich z.B. ein dreiviertel Jahr mit einer Skulptur verbracht habe – so kann und werde ich die beliebte Frage wie viele Stunden hiermit oder damit verbracht wurden, nicht beantworten. Dieser Prozess wird häufig nur durch Schlafen unterbrochen. Manchmal begegnet er mir selbst in meinen Träumen. Auf eine, mir selbst und meiner Umwelt nur unzureichend gerecht werdende Art und Weise bin und denke ich parallel zu allem anderen was ich so tue. Permanent mit der Auflösung gewisser Prozesse, formaler Problematiken, Techniken oder ähnlichem beschäftigt. Wenn das nicht der Fall ist, dann meistens nur um den nötigen Abstand zu gewinnen, um dann anschließend richtig los zu machen, damit ich nicht in meiner eigenen Reflektion versinke. Die romantische Vorstellung ich stünde Tag für Tag in meinem Atelier und könne mich ausschließlich schöngeistigen Abläufen widmen, trifft nicht, was ich tue.
Es ist so, dass die Möglichkeit mich ausschließlich auf einen Prozess zu „konzentrieren“ kaum eine Möglichkeit bedeutet. Es gibt einen Zustand beim Zeichnen, Malen, Modellieren, Gestalten und auch beim Musik machen – der es mir ermöglicht alles andere nicht an mich ran zu lassen. Ich bin dann eins mit dem, was ich gerade tue. Ich vergesse Raum und Zeit in dieser Phase. Dieser Zustand bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung, da ich quasi ausführendes Organ meiner eigenen Kreativität bin. Sprich – alles an Übung, Planung, Gestaltung, Auflösung und Formatierung sämtlicher Verhältnisse passiert vorher. Wie gut mein Plan war, kann ich erst beurteilen wenn ich mich wieder aus diesem Zustand zurückziehe. Wenn es Glück ohne Reflektion geben mag – so kenn ich es. Der wahnsinnige Kreislauf ist jedoch – ich benötige die Phasen dazwischen. Nur so bekomme ich Anstöße von außen. Schlösse ich außen permanent aus, so würde ich verdursten und verhungern – künstlerisch, körperlich, geistig, seelisch, und menschlich.